Joseph Brodsky – Bio-bibliographische Infos
„Es gibt keine Liebe ohne Erinnerung, keine Erinnerung ohne Kultur, keine Kultur ohne Liebe. Deshalb ist jedes Gedicht ein Faktum der Kultur wie ein Akt der Liebe und ein Blitzlicht der Erinnerung, und ich würde anfügen – des Glaubens.“
Joseph Brodsky, „Beyond Consolation“.
In: The New York Review of Books, 7. Februar 1974
Leningrad
Joseph Brodsky wurde am 24. Mai 1940 in Leningrad geboren. Seine Gedichte zirkulierten früh im Untergrund des Samisdat. Im März 1964 wurde er in einem absurden Gerichtsverfahren wegen „Parasitentums“ und „Nichtstuerei“ – sprich: vom sowjetischen Schriftstellerverband unbeaufsichtigten, die Jugend mit dem Virus der Freiheit gefährdenden Gedichteschreibens – zu fünf Jahren Zwangsarbeit im russischen Norden verurteilt.
Zwangsarbeit
Die Strafe fand dank internationaler Proteste – in New York erschien 1965 ein Auswahlband seiner frühen Gedichte, der ihn sofort bekannt machte – nach achtzehn Monaten ein Ende. Nach seiner Rückkehr aus Norinskaja (Archangelsker Gebiet) lebte er wieder in Leningrad, wurde jedoch am 4. Juni 1972 unter massiven Drohungen zur Ausreise aus der Sowjetunion gezwungen und ausgebürgert.
Im Exil
Er ging nach Amerika ins Exil, unterrichtete an amerikanischen Universitäten, lebte meist in New York, schrieb neben seinen russischen Gedichtbänden („Haltestelle in der Wüste“, 1970; „Das Ende einer schönen Epoche“, „Redeteil“, 1977; „Urania“, 1987; „Landschaft mit Hochwasser“, 1996) brillante Essays auf englisch – deutsch unter den Titeln „Flucht aus Byzanz“, „Von Schmerz und Vernunft“, „Der sterbliche Dichter“ – und sein Venedig-Buch „Ufer der Verlorenen“ (alle im Hanser Verlag).
Nobelpreis für Literatur
Im Jahr 1987 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Am 28. Januar 1996 erlag Brodsky, der mehrere Bypass-Operationen hinter sich hatte, in New York seiner Herzkrankheit. Sein Grab liegt auf der Friedhofinsel San Michele in Venedig.
Damit Sie mehr Informationen über diesen Dichter bekommen, habe ich für Sie drei Texte zusammengestellt:
Brodsky träumt Horaz
Wunder genauen Lesens: Letzte Essays des russischen Nobelpreisträgers
Hommage an die Wirbelsäule
Brodskys letzte Essays oder Was der russische Nobelpreisträger den Tarzanfilmen verdankt
Herztod im Gedicht
Nachruf auf Joseph Brodsky
NB! In meinem Buch Nichts als Wunder – Essays über Poesie
(Ammann Verlag, 2007) sind vier Essays dem russisch-amerikanischen
Dichter Brodsky gewidmet:
WAS BRAUCHT ES FÜR EIN WUNDER?
Joseph Brodskys heillose Weihnachtsgedichte
GEH NICHT AUS DEM ZIMMER!
Bossa Nova, Breschnew und Horaz: Ein vergessenes Gedicht von Joseph Brodsky
GOLDENER TAUBENSCHLAG DER ZEIT
Begegnung mit dem verlorenen Paradies: Russische Dichter in Venedig
DER REIM IST DER REIZ
Ein Uhrwerk und Abbild des Exils: Lob des unreinen Reims (Joseph Brodsky)